Enaktive Fachsupervision
Supervision bei der Behandlung von komplexen traumabezogenen dissoziativen Störungen für psychotherapeutisch Tätige, psychosoziale Fachkräfte & Angehörige angrenzender Berufsgruppen in Lübeck
Die Behandlung von Menschen mit komplexen traumabezogenen dissoziativen Störungen stellt psychotherapeutisch Tätige und Angehörige angrenzender Berufe vor enorme Herausforderungen. TherapeutInnen werden mit vehementen Symptomatiken konfrontiert, die oft schwer einzuordnen sind in gängige Diagnoseklassifikationen. BehandlerInnen und andere Fachkräfte begegnen PatientInnen mit oftmals ebenso heftigen wie auch schnell wechselnden Reaktions- und Handlungsmustern. Ansonsten bewährte Behandlungsmethoden sprechen nicht an.
In Traumatherapien stehen üblicherweise die Behandlung der traumabezogenen Symptome (Stabilisierungsphase) mittels Reorientierungs-, Distanzierungs- und Containmenttechniken und die Integration traumatischer Erinnerungen (Expositions-/Konfrontationsphase) mittels Prozesstechniken im Mittelpunkt der Behandlung. Eine phasenorientierte Behandlung von traumatisierten PatientInnen und eine Traumabearbeitung sind in der Traumatherapie wichtig.
Trauma ist kein isoliertes Ereignis. Trauma findet in Beziehung statt.
Menschen sind soziale Lebewesen. In Beziehung sein zu anderen Menschen ist für uns lebenswichtig. Kann ein Mensch sich binden, ist die Behandlung einer (non-komplexen) postraumatischen Belastungsstörung (PTBS), z.B. nach einem Autounfall, mit den üblichen Trauma-Protokollen unproblematisch.
Bei komplexen (wiederholte, langandauernde, frühe) Traumatisierungen besteht auch immer eine Beziehung zu anderen Menschen, z.B. zu den Personen, die durch ihr Verhalten eine andere Person schädigen (z.B. körperliche, sexualisierte, psychische Gewalt, Vernachlässigung) und deren MittäterInnen, wie auch zu ZeugInnen, die wegschauen (Ignoranz) oder Personen, die dem Opfer Verantwortung und/oder Schuld zuweisen.
Je wichtiger eine Bezugsperson für einen Menschen ist, desto schwerwiegender wirken Traumatisierungen, wenn die Bezugspersonen sich ignorierend, ablehnend, entwertend und/oder gewalttätig verhalten.
Interpersonelle Traumatisierungen verursachen die größte bio-psycho-soziale Verletzung mit verheerenden Folgen für die Beziehunggestaltung zu sich selbst, zu anderen Menschen und zur Umwelt.
Chronische interpersonelle Traumatisierungen, ob mit oder ohne gleichzeitige Gewalttraumatisierungen, stellen ein (Klein-)Kind vor eine unlösbare Aufgabe. Ohne sich an die wichtige Bezugsperson zu binden, kann ein Kind nicht überleben. Gleichzeitig ist die wichtige Bezugsperson die Quelle von Bedrohung und (Lebens-)Gefahr.
PatientInnen mit komplexen traumabezogenen dissoziativen Störungen verlangen danach, endlich gesehen und gehört zu werden. Sie wollen sich binden. Gleichzeitig haben sie nie etwas anderes erlebt, als dass Bindung gefährlich ist.
Das Modell der Trauma-Trinität beschreibt die intrapsychische Dynamik von chronisch traumatisierten Menschen.
Bindungssuchende Persönlichkeitsanteile (Agenzien) verlangen nach emotionaler Nähe zu anderen Menschen. Für bindungsmeidende Agenzien ist emotionale Nähe zu anderen Menschen gleichbedeutend mit (Lebens-)Gefahr. Das Verlangen bindungssuchender Agenzien wird von bindungsmeidenden Agenzien mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft. Andere Agenzien ignorieren Verlangen und Bestreben der anderen Agenzien und vermeiden den Kontakt zu ihnen und allem, was traumabezogene Erinnerungen samt überwältigender Gefühle hervorbringen kann. Drei gegensätzliche Überlebensstrategien stehen sich gegenüber.
In der Beziehung zur TherapeutIn, zur ambulanten BetreuerIn und zu anderen Fachkräften bringen traumatisierte Menschen ihre traumatischen Beziehungserfahrungen (chronisch ignoriert, abgewertet, beschuldigt, nicht gewollt, verlassen werden, etc.) sowie ihre dadurch als Überlebensstrategie entwickelten Beziehungsmuster hervor (reenagieren). Das erschwert die Behandlung erheblich.
In diesem Spannungsfeld zwischen dem Verlangen nach Sicherheit und der Angst vor Gefahr, zwischen Vermeidung und der schmerzlichen Sehnsucht nach echter, spürbarer Begegnung mit einem anderen Menschen, bewegen sich TherapeutIn und PatientIn miteinander im „Raum“ des therapeutischen Settings.
- Welche Kompetenzen brauchen BehandlerInnen und andere Fachkräfte, um ihren PatientInnen in ihrem Bestreben, ihr Leiden zu überwinden, helfen zu können?
- Wie können Therapeutinnen das dissoziative System ihrer PatientInnen mit den vehementen Dynamiken zwischen allen Agenzien begreifen lernen?
- Wie können wir unseren PatientInnen begegnen, damit irgendwann eine sichere Beziehung erlebt und selbst gestaltet werden kann, wenn Bindung gleichzeitig gewollt und als lebensbedrohend gefürchtet haben?
(Früh-)kindlich traumatisierte Menschen wurden in Beziehungen traumatisiert. Bindungstraumatisierungen durch wichtige Bezugspersonen können nicht allein durch „technische“ Behandlungsmethoden geheilt werden. Um die Folgen von chronischen Traumatisierungen überwinden zu können, brauchen PatientInnen TherapeutInnen, die ihnen von Mensch zu Mensch begegnen.
- Wie kann Begegnung im therapeutischen Setting für alle Agenzien der PatientIn hinreichend sicher gestaltet werden?
- Wie viel Bindung ist zu viel? Wie viel Bindung ist zu wenig?
- Welchen speziellen Herausforderungen begegnen TherapeutInnen in der Arbeit mit Menschen, deren Vertrauen in andere Menschen schon früh schwer erschüttert wurde?
In der enaktiven Traumatherapie wie auch in der enaktiven Supervision werden traumabezogene disoziative Symptome als Handlungen verstanden. Agenzien zeigen ihre Verlangen und Bestrebungen. Sie handeln zielgerichtet, aber unverbunden, z.B. Bindung suchen und vermeiden, Hilfe wollen und ablehnen, Veränderungen anstreben und bekämpfen.
Enaktive Supervision in meiner Praxis umfasst enaktive Diagnostik und enaktive Behandlung von PatientInnen mit einer komplexen traumabezogenen dissoziativen Störung.
In der Enaktiven Fachsupervision soll die SupervisandIn dahingehend unterstützt werden, die dissoziative innere Dynamik ihrer PatientIn besser verstehen zu lernen und neue Handlungsmöglichkeiten zu erlangen, um Menschen zu begegnen, die unter den Folgen von extremer interpersoneller Gewalt leiden und nach mehr innerer Kooperation und Verbundenheit mit sich und der Welt streben.
Enaktive Supervision (Fachsupervision) nutzt das Konzept der traumabezogenen strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit (Janet, 1904; van der Hart, Nijenhuis, Steele, 2006) als Erklärungsmodell für die Entstehung komplexer traumabezogener dissoziativer Störungen. Auf der Grundlage dieses Konzepts wurde die Enaktive Traumatherapie (Nijenhuis) entwickelt, eine auf die Behandlung von Menschen mit komplexen traumabezogenen dissoziativen Störungen spezialisierte Behandlungsmethode.
Weitere Informationen finden Sie auf meiner Praxis-Website.
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